#19: Vom nördlichsten Zipfel der Südinsel bis ins Herz der Nordinsel


Auf Riesen an den Strand

Warum soll man immer nur zu Fuss den Stränden entlanglaufen, wenn es auch noch andere Möglichkeiten gibt? Wäre es nicht viel komfortabler, sich für einmal den Strand entlang tragen zu lassen? Und macht es nicht auch einfach viel mehr Spass, einen Strand auf dem Pferderücken zu erkunden? Wir finden: Ja! Auf Hack n’ Stay kann man – wie der Name bereits verrät – nicht nur Reittouren buchen, sondern auch auf der Farm übernachten. Wir haben uns sogleich für zwei Nächte einen Stellplatz sowie einen Strandritt gebucht. So haben wir auf riesigen Pferden (Clydesdale, wem die Rasse was sagt… unserem Gusto nach waren sie eher etwas zu gross…) einen gemütlichen Ausritt unternommen und die Zeit mit den Pferden sehr genossen.

Zum Farewell Spit 

Der nördlichste Punkt auf der Südinsel ist der sogenannte Farewell Spit, eine sandige Landzunge, die etwa 30 km ins Meer herausragt. Ein Grossteil der Landzunge steht unter Naturschutz und kann deshalb nur in Form einer geführten Tour besucht werden. Also haben wir uns einer Tour angeschlossen und uns in einem offroadtauglichen Bus durch die Gegend chauffieren lassen. Wir fanden es sehr angenehm, dass wir für einmal nicht selbst fahren mussten, uns einfach zurücklehnen und den Informationen und Anekdoten des Guides lauschen konnten. Wenn man so stundenlang durch die Gegend geschaukelt und mit Informationen berieselt wird, kann es passieren, dass man etwas schläfrig wird… So fanden wir die verschiedenen Stopps eine willkommene Abwechslung. Nicht nur, um die schöne Umgebung ausgiebiger betrachten zu können, sondern auch, um ein wenig frische Luft schnappen und die Beine vertreten zu können respektive wieder ein bisschen munterer zu werden :-)

Weitere Bilder zur Golden Bay findest du hier.

Wharariki Beach – dem Sonnenuntergang entgegenhecheln 

Die Zeiten der Farewell Spit Touren werden den Gezeiten angepasst. Nur bei Ebbe kann die Tour stattfinden. Unsere Tour startete erst nach dem Mittag und dauerte bis um 18 Uhr. Wir wollten unbedingt rechtzeitig zum Sonnenuntergang beim Wharariki Beach sein. Wie sich herausstellte, wurde das zeitlich sehr, sehr knapp. Von Collingwood mussten wir zuerst noch mit dem Wohnmobil 40 Minuten auf den Campingplatz fahren und einchecken. Von dort ging es dann zu Fuss in (theoretisch) nochmals etwa 20 Minuten über Weideland bis an den Strand. Sonnenuntergang war um 19:28 Uhr… Die Zeit immer gut im Blick, wurden wir zunehmend nervöser und auch unser Lauftempo steigerte sich von Minute zu Minute. Schlussendlich flogen wir fast über den Weg (wir waren selbst erstaunt, wie schnell man plötzlich gehen kann, wenn es darum geht, einen schönen Sonnenuntergang fotografieren zu können. Gerade noch rechtzeitig für die letzten Sonnenstrahlen sind wir völlig ausser Atem am Strand angekommen. Es blieben uns maximal noch zwei Minuten, um die Sonne abzulichten. Es wurde also nichts mit «in Ruhe gute Fotospots finden», wir haben bloss noch die Kameras gezückt und darauf los geknipst. Für mehr als zwei bis drei Fotos pro Person mit Sonne im Bild hat es nicht mehr gereicht. Zum Glück ist das Licht ja auch nach Sonnenuntergang noch sehr schön (wenn nicht sogar fast noch schöner). So sind dann noch weitere sehr schöne Bilder entstanden. Als Bonus konnten wir im letzten Licht sogar noch aus nächster Nähe Robbenbabys beim Schwimmen beobachten – unglaublich herzig! Auf dem Rückweg konnten wir uns dann etwas mehr Zeit lassen (mussten wir auch, da wir nicht mehr so viel sahen). Der Mond war hell genug, sodass wir nicht einmal unsere Stirnlampen brauchten.

Entspanntes Fotografieren zum Sonnenaufgang am Wharariki Beach

Am nächsten Morgen hatten wir die Zeit etwas besser im Griff und sind ohne grossen Stress rechtzeitig (sogar vorzeitig!) zum Sonnenaufgang am Strand angekommen. Auch zum Sonnenaufgang ist der Wharariki Beach ein zauberhafter Ort. Dieses Mal hatten wir mehr Zeit (und Licht), um den Strand und dessen Umgebung ausgiebiger zu erkunden. Es gab so viele schöne Fotomotive und spannende Perspektiven. Der Wharariki Beach ist ein ganz magischer Ort und gehört zu unseren Top-Favoriten in ganz Neuseeland!

Da wir so viele schöne Bilder vom Wharariki Beach gemacht haben und wir uns nicht entscheiden konnten, haben wir diesem eine eigene Galerie gewidmet.

Abschied von der Südinsel

Wir hatten von Anfang an geplant, ca. zwei Monate auf der Südinsel und einen Monat auf der Nordinsel zu verbringen. Die Fährüberfahrt haben wir jedoch erst kurzfristig gebucht. Auf der Südinsel hätte es noch so viel mehr zu entdecken gegeben, doch einerseits wollten wir auch für die Nordinsel noch etwas Zeit übrighaben und andererseits wurde es auf der Südinsel zunehmend herbstlicher (kühler). Also machten wir uns langsam vom äussersten Nordwesten der Südinsel auf den Weg Richtung Picton im Nordosten, von wo aus die Fähren auf die Nordinsel verkehren. Die Südinsel verabschiedete uns mit einem traumhaften Sonnenaufgang im Queen Charlotte Sound und belohnte uns zudem mit einer ruhigen Fährüberfahrt. In der Cook Strait kann es je nach Wind- und Wetterverhältnissen ziemlich rau zu und her gehen. Wir waren dankbar, als wir Wellington nach 3.5 Stunden auf ruhigster See erreichten.

Wellington – Neuseelands Hauptstadt

In Wellington haben wir unseren Camper etwas ausserhalb in der Marina abgestellt und sind von dort mit einem Uber ins Zentrum gefahren. Als Erstes wollten wir uns das vielfach gerühmte Nationalmuseum Te Papa Tongarewa anschauen. Wir sind beide keine grossen Museumsgänger, doch gemäss verschiedenen Quellen soll dieses Museum sogar Museumsmuffel begeistern. Um uns nicht endlos durch hunderte von Infotafeln lesen zu müssen (wovon wir das meiste kurze Zeit später sowieso bereits wieder vergessen haben), haben wir an einer kurzen Führung durch die meisten Ausstellungsbereiche teilgenommen. Für uns war das der perfekte Einstieg: auf unterhaltsame Weise und mit viel Enthusiasmus hat uns unser Guide eine breite Übersicht geliefert. Im Anschluss sind wir individuell durch das Museum geschlendert und konnten uns «gezielter» durchs Museum bewegen. Te Papa Tongarewa hat uns tatsächlich so gut gefallen, dass wir am nächsten Tag nochmals zurückgekehrt sind. Von Wellington haben wir schlussendlich nicht wirklich viel gesehen. Abgesehen vom Nationalmuseum, welches wir dafür umso intensiver erlebt haben, haben wir lediglich noch den botanischen Garten besucht und sind ein wenig durch die Strassen rund um das Museum geschlendert. Wir wollten auch gar nicht zu viel Zeit in der Stadt verbringen, sondern lieber wieder raus in die Natur.

 Wohin soll es als nächstes gehen?

Auf der Nordinsel hatten wir drei Fixpunkte: unseren letzten Great Walk – das Tongariro Northern Circuit –, die Wohnmobilrückgabe sowie den Weiterflug nach Perth. Von der Ankunft in Wellington am 1. April bis zum Start der Mehrtageswanderung hatten wir genau eine Woche Zeit. Für diese Woche sahen die Wetterprognosen nicht eben rosig aus. Wir hatten die Wahl, auf welcher Route wir in den Tongariro National Park fahren wollten und für «Schlechtwetter-Programm» opfern wollten beziehungsweise, wo das Wetter noch am wenigsten schlecht sein könnte. Wir entschieden uns für die Fahrt entlang der Westküste bis nach New Plymouth und von dort über den Forgotten World Highway in den Tongariro National Park. Wir fuhren zügig in die Region des Mount Taranaki und erhofften uns, dass wir vielleicht an einem der insgesamt 4 Tage doch noch einen Blick auf den majestätischen Vulkan werfen können. Egal von welcher Seite wir Sicht auf den Berg gehabt hätten (wo genau er sich befand, hat sich an den meisten Tagen nicht einmal erahnen lassen…), er wollte sich einfach nicht zeigen. Einmal lugte er wenigstens teilweise ganz kurz aus seiner Wolkendecke heraus (es reichte für einen Schnappschuss aus dem fahrenden Wohnmobil) und ein weiteres Mal zeigte er sich in seiner vollen Pracht im Morgenlicht. Doch auch sein zweiter «Auftritt» war nur von kurzer Dauer und blöderweise zu einer Zeit, als Michelle noch schlief. Netterweise hat Basil ein Beweisfoto von unserem Wohnmobil (mit der schlafenden Michelle drin – nicht sichtbar) und dem Mount Taranaki (sichtbar) im Hintergrund gemacht. So weiss nun auch Michelle, wie der Berg aussieht, um den wir vier Tage herumgeeiert sind :-)

Freedom Camping 

In Neuseeland haben wir insgesamt 13 Nächte in Form von «Freedom Camping» übernachtet, das heisst auf ausgeschilderten (Park)Plätzen, wo Gratis-Campieren erlaubt ist (in den meisten Fällen gibt es bestimmte Regeln wie «nur für Selbstversorger-Camper mit eigener Toilette», «max. xy Nächte», etc.). Solche Plätze sind meistens sehr beliebt und je nach Saison oder Wochentag schnell besetzt – es gilt «der schnellere ist der geschwindere» (first come first serve). Wir haben verschiedenste solche Plätze ausprobiert: direkt am Meer, neben einem Sportplatz, in der Marina von Wellington, auf dem Parkplatz eines Cafés, etc. Meistens ist man an solchen Orten nicht alleine, wie gesagt, die Gratis-Campingmöglichkeiten sind begehrt. Oftmals steht man – ähnlich wie auf einem regulären Campingplatz – Fahrzeug an Fahrzeug, die grosse Freiheit ist es nicht. Aber in der Regel geht es friedlich und ruhig zu und her und wir haben uns auf jedem dieser Plätze sicher gefühlt (wir haben jedoch auch immer vorgängig recherchiert und auf Plätze verzichtet, wo andere Reisende sich unsicher gefühlt haben). Eine wirklich kuriose Ausnahme stellte der Platz beim Lake Rotomanu in einem Erholungsgebiet ausserhalb von New Plymouth dar. Es war zwar einer der schönsten Orte, ganz idyllisch an einem See gelegen. Wir waren schon früh vor Ort und konnten uns einen Platz direkt am Seeufer ergattern. Langsam trudelten noch andere Leute ein. Alles easy! Auch noch am Abend, als wir zu Bett gingen: alles easy!

Mitten in der Nacht (gegen 3:30 Uhr) schrecken wir aus dem Schlaf hoch. Plötzlich ein enormer Krach... Johlen, Schwatzen, Klatschen, laute Musik – was ist hier los? Vorsichtig schauen wir hinter unseren Vorhängen hervor und trauen unseren Augen nicht: Um uns herum einen riesigen Menschenauflauf, ein Wagen mit Flutlichtern, Musik aus Lautsprechern und sogar ein Foodtruck (wtf??). Musste sich das New Plymouth Partyvolk genau in dieser Nacht genau diesen Ort aussuchen? Etwa drei Stunden mussten wir die Party über uns ergehen lassen. Kurz vor Tagesanbruch wurde es wieder ruhig und wir konnten noch ein wenig Schlaf nachholen. Als wir um halb 9 aufgestanden sind, war alles wieder wie am Vorabend. Nichts hat mehr auf die nächtliche Party hingewiesen. Wären wir nicht beide wach geworden, hätte es auch einfach nur ein böser Traum sein können.

Auf dem Forgotten World Highway 

Von der Mount Taranaki Region schlängelt sich der sogenannte «Forgotten World Highway» auf rund 150 Kilometern durch das Hinterland. Er folgt alten Maori-Handelsrouten und Pionierpfaden. Die Strecke scheint tatsächlich ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein, wir sind jedenfalls nur wenigen anderen Fahrzeugen begegnet. Dabei fanden wir die Strecke wunderschön und auf jeden Fall einen Abstecher wert. Mittlerweile ist sogar die ganze Strecke asphaltiert, sodass wir den Highway problemlos mit unserem Wohnmobil bewältigen konnten (und durften). Nebst der schönen Landschaft (von hügeligen Schafweiden bis hin zu üppigem Regenwald), durchfährt man die selbsterklärte Republik Whangamomona. Das Dorf hat sich 1989 zur Republik erklärt. Zurzeit leben etwa 140 Leute im Dorf. Hier werden sogar eigene Präsidentschaftswahlen abgehalten (zu den vergangenen Präsidenten zählten unter anderem auch eine Ziege und ein Hund). Whangamomona ist also gleich in mehreren Hinsichten ein spezieller Flecken :-)

Vom Ende des Forgotten World Highways war es nicht mehr weit in den Tongariro National Park. Hier bestreiten wir unseren letzten Great Walk. Aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse wäre diese Wanderung buchstäblich fast ins Wasser gefallen. Auf jeden Fall wurde sie zu einer echten Herausforderung! Doch dazu mehr in unserem nächsten Blog.

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#20: Great Walk – Tongariro Northern Circuit

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#18: Great Walk – Abel Tasman Track