#16: Great Walk – Routeburn Track

In unseren Augen ist der Routeburn Track der schönste und abwechslungsreichste der Great Walks, die wir auf der Südinsel gemacht haben. Man läuft bedeutend weniger lange durch Wälder, sondern bewegt sich häufig über der Baumgrenze, wo man eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler hat. Man kommt an wunderschönen Bergseen und Wasserfällen vorbei und läuft an glasklaren türkisen Flüssen entlang.

Eckdaten zum Routeburn Track 

Anzahl Tage: 3
Übernachtungsorte: Lake Mackenzie Hut – Routeburn Falls Hut
Wanderzeit: 10h
Höhenmeter: 1454m hoch / 1524m unter
Distanz: 33km
Strecke: Einwegwanderung, kann in beide Richtungen gelaufen werden
Anreise: zwischen dem Start und dem Ziel des Tracks liegen 325(!) Strassenkilometer. Man benötigt somit einen Shuttle oder kann sich sein Auto von einem Transportunternehmen umparken lassen.

Anlaufschwierigkeiten 

Während wir uns zwischen dem Rakiura Track und dem Kepler Track sowie zwischen den Kepler Track und dem Milford Track gut erholen konnten und wieder frisch und voller Energie ins neue Abenteuer starten konnten, so merkten wir beim Routeburn Track nun doch, dass wir in den letzten drei Wochen schon sehr viel und weit gewandert sind. Auch wenn wir nicht (mehr) direkt Muskelkater hatten, so fühlten sich die Beine doch etwas müde an. Das Laufen fiel uns nicht mehr so ring und der Rucksack fühlte sich schwerer an als auch schon. Im Gegensatz zu den letzten Wanderungen, die immer mit relativ flachen Etappen gestartet sind, ging es beim Routeburn von Anfang an bergauf (und das nach einem fast fünfstündigen Transfer von Queenstown zum Trailbeginn). Wir mussten öfters und früher stehen bleiben, um die Schultern und Hüften etwas vom schweren Rucksack zu entlasten. Die schöne Aussicht hat uns dafür für den etwas mühevollen Aufstieg entlohnt!

Trekkingfood 

Ein spannendes Thema auf Mehrtageswanderungen in Selbstversorgungshütten ist die Verpflegung. Man ist hin- und hergerissen zwischen leckeren, frischen Menüs (die jedoch häufig schwere Zutaten beinhalten) und dem leichten und praktischen Trekkingfood (gefrier-getrocknete Fertigmenüs, die nur noch mit Heisswasser angerührt werden müssen) und aber leider nie so richtig gut schmeckt. Wir haben jeweils einen Kompromiss gemacht: für die erste Nacht haben wir jeweils etwas feines mitgebracht (so mussten wir die schweren Zutaten nur am ersten Tag tragen) und für die weiteren Tage klassischen Trekkingfood eingepackt. Unser «feines, frisches und schweres» Menü bestand aus Teigwaren (möglichst kurze Kochzeit!), einer Pestosauce (vom schweren Glas in einen leichten Frischhaltebeutel abgefüllt) sowie frischen Cherry-Tomaten. Auch zum Frühstück haben wir uns meistens für die praktischen Trekkingfood-Tüten entschieden und nur ein einziges Mal Pumpernickel-Brot mit Nutella mitgebracht (das haben wir uns auf dem Rakiura Track von dem französischen Paar abgeschaut). Snacks und Mittagessen bestand aus Nüssen, Riegeln, gedörrten Früchten und Quick-Noodle-Soups. Ein Hoch auf die Quick-Noodle-Soups! Wir sind richtig stolz auf diese «Entdeckung». Morgens haben wir jeweils unsere Thermosflasche mit kochendem Wasser aufgefüllt, welches wir zur Mittagszeit in unsere Nudelbecher füllen konnten. Bloss noch das Gewürz-Sachet beifügen, drei Minuten ziehen lassen und fertig ist eine nahrhafte, wärmende und salzspendende Mahlzeit. Gleichzeitig nimmt man noch etwas zusätzliche Flüssigkeit durch die Bouillon zu sich. Nicht nur leicht in der Zubereitung, sondern auch leicht mitzutragen (der einzige Minuspunkt ist die etwas voluminöse Verpackung, die viel Platz im Rucksack einnimmt). Unsere Belohnung war jeweils ein Pack Pringles (ebenfalls von den Franzosen abgekupfert :-)), welches wir uns akribisch auf die Anzahl Wandertage aufgeteilt haben. Pringles schmecken uns nicht nur sehr, sondern sind durch ihre Verpackung auch noch bestens geschützt, sodass man wirklich die Chips und nicht bloss «Brösmeli» geniessen kann. Tja, viel mehr gibt es zur Verpflegung nicht mehr zu sagen. Wir hatten auf allen Wanderungen in etwa dasselbe dabei, wobei wir bei den Trekkingmenüs jeweils darauf geachtet haben, dass wir verschiedene Menüs dabeihatten (damit man sich notfalls mal durch eine Mahlzeit kämpfen muss und dann sein Glück am nächsten Tag mit einem anderen Menü versuchen kann). Nebst dem Essen spielt das Trinken natürlich eine wichtige Rolle. Wasser gibt es auf den Great Walks in allen Hütten. Meistens ist das Wasser ziemlich sauber, da es aber nicht behandelt oder gefiltert wird, hängen überall Hinweistafeln, dass man das Wasser entweder abkochen, filtern oder mit speziellen Tabletten behandeln soll. Die Ranger/innen und auch viele Wanderer haben das Wasser unbehandelt direkt aus dem Hahn getrunken. Wir sind in diesem Bezug immer lieber übervorsichtig, da wir absolut keine Lust auf Bauchschmerzen oder Dünnpfiff auf Wanderungen haben. Somit haben wir jeweils Unmengen an Wasser gekocht: 0.6L für unseren allmorgendlichen Tee, 0.5L für die Thermosflasche (Stichwort Quick-Noodle-Soup), 4-5L Trinkwasser für die nächste Wanderetappe, ca. 0.5L für die Frühstücksmenüs und nochmals ca. 0.8L für’s Abendessen. Beim Schreiben dieser Zahlen fragen wir uns jetzt auch gerade, warum wir nicht einfach unseren Wasserfilter oder die Tabletten benutzt haben…  Da wir für unsere Mahlzeiten aber sowieso Wasser abkochen mussten und wir sonst nicht viel zu tun hatten, war das Abkochen keine grosse Sache. Man merkt, dass wir nicht mehr im Arbeitsalltag gefangen sind, wo jeder Handgriff und jede Tätigkeit möglichst effizient sein muss ;-)

Ranger/innen und ihre Aufgaben

Während der Hauptsaison (Oktober bis April) ist in den Great Walk Hütten jeweils ein Ranger/eine Rangerin anwesend. Meistens bekommt man ihn/sie zwischen dem Abendessen und dem Zubettgehen zu Gesicht. An einer Tafel steht jeweils vermerkt, wann genau der «Rangertalk» stattfindet (es wird zur Teilnahme geraten). Meistens geht der Ranger/die Rangerin zuerst die Buchungs-/Bettenliste durch und stellt sicher, dass alle angekommen und registriert sind. Danach gibt es eine Sicherheitsinstruktion (diese betrifft hauptsächlich den Umgang mit den vielen Gasherden, die sich in alten Holzhütten befinden… Lustigerweise findet der Talk jeweils nach dem Essen statt :-)). Am interessantesten – da es auf den Great Walks in der Regel keinen Handyempfang gibt – sind die aktuellen Wetterprognosen und Infos zur nächsten Tagesetappe. Macht es Sinn, früh loszulaufen, um allfällige Regengüsse möglichst zu umgehen? Gibt es Abstecher (z.B. zu einem Wasserfall)? Wo gibt es Unterstände oder Toiletten? Wie ist das Höhenprofil? Gibt es heikle Stellen? (Wo) Kann Wasser aufgefüllt werden?

Meistens folgt im Anschluss noch ein kleiner Infotalk zu einem spezifischen Thema – häufig zu einem in diesem Gebiet vorkommenden Tier (Aal, Kiwi, Takahe, Kea, Whio, etc.). In einer Hütte hat uns der Ranger erklärt, was alles in den Aufgabenbereich eines Rangers/einer Rangerin gehört. Denn – ganz ehrlich – wohl jede/r hat sich im Verlaufe eines Great Walks gefragt, was die Ranger/innen eigentlich den ganzen lieben langen Tag machen. Man sieht sie eigentlich immer nur kurz am Abend zum Ranger Talk (für ca. 20-30 Minuten) und dann nochmals am ganz kurz am Morgen, wenn sie die Wetteraussichten auf dem Whiteboard aktualisieren. Sie fordern einem beim Rangertalk dann auch immer ganz eindringlich dazu auf, die Hütte bitte in einem sauberen Zustand zu hinterlassen. Will heissen: alles (inkl. Abfall) wieder mitnehmen, Matratze zum Auslüften aufstellen, alle Oberflächen (von Tischen, Bänken, Kochstellen) putzen und die gesamte Hütte wischen. Sie können das UNMÖGLICH alles selbst machen. Sie seien nämlich auch noch für den Wegunterhalt zuständig. Jawoll! Wir sind nun ja wirklich einige Tage auf den Great Walks unterwegs gewesen und wir haben in dieser Zeit genau zwei Mal einen Ranger auf dem Weg angetroffen. Nach der totalen Überarbeitung hat es nicht unbedingt ausgesehen. Nach unserer Einschätzung beträgt der Aufwand für eine Person maximal 1.5 Stunden, um die obengenannten Aufgaben zu erledigen und noch die Toiletten ein wenig auf Vordermann zu bringen. Es ist für uns selbstverständlich, dass man seinen Koch- und Essplatz sauber hinterlässt, aber irgendwie fanden wir es dann schon fast ein bisschen frech, dass man – für den doch hohen Preis von 120.- NZD pro Person und Nacht – auch noch die gesamte Hütte putzen soll, wenn die Hütte ja schon bewartet ist. Wie bereits im Blogeintrag 14# Great Walk – Kepler Track beschrieben, ist der Hüttenstandard respektive die -ausstattung sehr einfach: Massenschläge mit Matratzen (es gibt weder Bettlaken noch Kissen oder Duvet die gewechselt oder gewaschen werden müssten), einen Aufenthaltsraum mit Gasherden und Sitzgelegenheiten (es müssen keine Gäste verköstigt und Abfall entsorgt werden, da jede/r sein/ihr Essen selber mitbringt, selbst kocht und den Abfall wieder rausträgt), einem Cheminée (Feuerholz wird zur Verfügung gestellt, einfeuern muss man (meistens) selber) und sanitären Anlagen (zwei bis vier Toiletten und Lavabos auf 40-50 Personen, keine Duschen – diese brauchen nun auch keine stundenlange Reinigung). Da jede/r seine/ihre Hüttenfinken mittragen muss, wird die Hütte auch nicht besonders dreckig.

Wohlverdiente Wanderpause

So schön all diese Wanderungen auch waren, wir sind nun vorerst genug gewandert. Die Übernachtungen in Massenschlägen und die Trekkingmenüs werden wir in nächster Zeit nicht sonderlich vermissen und unsere Körper werden über ein wenig Erholung sicher auch nicht unglücklich sein. Hätten wir die Wanderungen einfach spontan planen können, hätten wir sehr wahrscheinlich nicht so viele Mehrtageswanderungen in so kurzer Zeit gemacht. Doch da wir die Hütten bereits im letzten Mai/Juni buchen mussten, sind wir voller Eifer und Optimismus in die Vollen gegangen:

17.02.-19.02.25:         Rakiura Track
23.02.-26.02.25:       Kepler Track
01.03.-04.03.25:       Milford Track
07.03.-09.03.25:      Routeburn Track 

So haben wir uns selbst ein wenig zum Glück gezwungen – dennoch haben wir diese wanderintensive Zeit sehr genossen und freuen uns auch schon auf die beiden letzten Great Walks, die wir (in einem grösseren zeitlichen Abstand) noch geplant haben. Auf der Südinsel werden wir ein Teilstück des Abel Tasman Tracks und auf der Nordinsel den Tongariro Northern Circuit laufen. Berichte dazu folgen zu einem späteren Zeitpunkt :-)

Die schönsten Bilder zu dieser fantastischen Wanderung findest du hier.

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#15: Great Walk – Milford Track