#24: Unser neues Zuhause für die nächste Etappe


Da wir vorhaben die berühmte 4x4-Route «Gibb River Road» durch die Kimberleys zu fahren, benötigen wir für Westaustralien ein geeignetes Fahrzeug. Wie der Name der Strecke bereits verrät, braucht man hierfür Allradantrieb. Hilfreich ist zudem ein Fahrzeug mit viel Bodenfreiheit, da ein paar Flüsse durchquert werden müssen und man über 700 km auf einer Schotterpiste unterwegs ist. Die meisten 4x4-Mietautos sind in Westaustralien mit einem Dachzelt, einer Aussenküche und ohne Toilette ausgestattet. Wir schätzen allerdings den Komfort, der eine fixe Wohnkabine mit sich bringt: einen Rückzugsort, der dich vor der (gröbsten) Hitze, vor allem aber auch vor Fliegen/Falter/Mosquitos/etc. schützt, wo du in Ruhe kochen, essen und schlafen kannst. Auch ein eigenes WC an Bord möchten wir nicht missen.

Das Papstmobil

All diese Wünsche mit der Offroad-Tauglichkeit eines Fahrzeugs zu vereinbaren ist gar nicht so einfach. Bei unserer Recherche sind wir auf genau einen Anbieter gestossen, der ein solches Modell zur Verfügung stellt – dieses haben wir auch gleich ergattert (wir haben es fast zwei Jahre im Voraus gebucht…). Wie wir bei der Fahrzeug-Übernahme erfahren haben, handelt es sich um ein Unikat, dass eher durch Zufall beim Fahrzeugvermieter WA Experts gelandet ist. Ursprünglich wurde unser Truck-Camper nämlich für einen Geistlichen gebaut, der darin die weiten Strecken zwischen den einzelnen Ortschaften auf «luxuriöse» Weise zurücklegen können sollte. Der Geistliche schien von diesem Gefährt und seinem Komfort allerdings nicht sonderlich begeistert gewesen zu sein – was wir nachvollziehen können – und so stand es mehrere Jahre ungenutzt in einer Garage, bis es schliesslich wiederentdeckt und von WA Experts in seinen Fahrzeugpool aufgenommen wurde. So kommt es, dass wir nun im «Popemobil» (Papstmobil), wie es insgeheim genannt wird, von Perth nach Darwin reisen :-)

Wünschenswerte Eigenschaften eines Offroadfahrzeugs 

Um eine möglichst gute Offroadtauglichkeit zu gewährleisten, soll ein entsprechender Camper (zusätzlich zu den oben genannten Aspekten «Allrad» und «Bodenfreiheit») möglichst leicht und kompakt sein und gleichzeitig genügend grosse Treibstofftanks haben, um weite Entfernungen ohne Tankmöglichkeiten zurücklegen zu können.

Zu mehr «Leichtigkeit» kommt man, indem man auf einen Abwassertank (grey water) verzichtet, sprich das Abwasser vom Küchenlavabo und der Dusche fliesst unten gleich wieder zum Fahrzeug raus. Es wird also nicht wie in gewöhnlichen Wohnmobilen in einem dafür vorgesehenen Tank aufgefangen. Falls man das Abwasser auffangen möchte, kann man einen Eimer unter das Fahrzeug stellen oder mit dem mitgegebenen Abwasserschlauch das Wasser an einen geeigneten Ort abfliessen lassen. In der Praxis ist es aber überall so trocken, dass es nichts ausmacht, wenn ein wenig Wasser vom Abwasch in der Erde versickert. Auch auf den Campingplätzen ist dies meistens kein Problem (auch wenn es für uns zuerst ein wenig gewöhnungsbedürftig war), nur selten mussten wir auf die «Eimer-Variante» zurückgreifen. Weiter haben wir einen eher kleinen Frischwassertank (80 L). Die WC-Kassette (black water) von unserer portablen Toilette ist sehr klein, da es aber genügend Entleerungsorte (dump stations) gibt, stellt dies kein Problem dar.

Obwohl das Gewicht so gut wie möglich optimiert wurde, ist das Fahrzeug mit der fixen Kabine im Vergleich zu anderen Offroadfahrzeugen (mit Dachzelt oder Zeltanhänger) noch immer sehr schwer und vor allem auch sehr hoch (3.2 m). Wir haben im Verlauf der Reise festgestellt, dass wir zwar problemlos durch Flüsse, auf ausgewaschenen Strassen sowie auf Sandpisten fahren können, es aber problematisch wird, sobald die Strasse einen gewissen seitlichen Neigungswinkel hat. Da sich der Schwerpunkt des Campers sehr weit oben befindet, besteht die Gefahr des Umkippens – wie viel es dafür genau gebraucht hätte, wissen wir allerdings nicht. Wir wollten es gar nicht erst riskieren :-) Gut aufpassen mussten wir auch bei «bewaldeten» Strassenabschnitten, um ein Hängenbleiben an Ästen zu vermeiden. Mehr als einmal mussten wir deswegen auf kleineren Nebenstrassen wieder umkehren.

Zu mehr «Kompaktheit» kommt man, indem man im Komfort eingeschränkt wird :-) Die Platzverhältnisse sind wirklich ziemlich bescheiden und der wenige vorhandene Platz wurde leider nicht optimal ausgenutzt (wie erwähnt handelt es sich um ein «gebasteltes» Fahrzeug für einen Geistlichen). Als Beispiel für «Kompaktheit»: Das Bett wird abends über dem Essbereich runtergeklappt – was bedeutet, dass wir beide entweder sitzen ODER liegen müssen. Es kann also nicht jemand schon ins Bett und der/die andere noch eine sitzende Tätigkeit verrichten. Basil hat dann teilweise die Variante «Stehpult» (mit dem Bett als Tischplatte) gewählt.

Ein Beispiel für «nicht optimal (und überhaupt nicht sinnvoll) ausgenutzten Platz»: Wenn die zweite Betthälfte (=Alkovenverlängerung) hochgeklappt ist, dann versperrt bei diesem Modell das Bein des Bettgestells den Zugang zu einem der wenigen Hängeschränken, da sich das Türchen nicht mehr öffnen lässt.

Woran es wiederum nicht mangelt, sind Küchenutensilien: Von einer Mikrowelle (die nur mit Strom funktioniert und unserer Meinung nach beim Campen nicht gerade zu den allerwichtigsten Küchengadgets zählt), über 4 (davon 3 Brat-) Pfannen für einen zweiflammigen Gasherd, zu einem Arsenal an Rüstwerkzeug (Gemüseschäler, Gemüsereibe, Rüstmesser, Rüstbretter, …) bis hin zu gaaanz viel Geschirr und Besteck.

Worüber wir sehr froh sind, sind die beiden Treibstofftanks (je ca. 80L). So haben wir (abhängig von der Windrichtung und der Strassenbeschaffenheit) eine Reichweite von ca. 900 km. Zwar käme man auf der von uns gewählten Route auch ohne Probleme mit nur einem Tank aus, doch so können wir die (teilweise sündhaft) teuren Tankstellen der Roadhouses irgendwo im Nirgendwo auslassen und erst wieder in den etwas grösseren Ortschaften zu weit günstigeren Preisen tanken. Das klingt jetzt vielleicht etwas knausrig, aber bei fast 8000 zurückgelegten Kilometern («nur» für die Strecke Perth – Darwin) und einem stolzen Verbrauch von fast 20 L /100 km macht das dann schon etwas aus.

Erste Nacht auf einer Rest Area

Wie immer planen wir für den ersten Tag keine weiten Strecken ein. Eigentlich hätten wir gerne auf dem Campingplatz des Yanchep Nationalparks übernachtet. Da dieser bereits ausgebucht war, sind wir auf eine 24h Rest Area ausgewichen. Diese Rest Areas stellen eine Besonderheit in Westaustralien dar. Sie wurden aufgrund der riesigen Distanzen zwischen den einzelnen Ortschaften errichtet und befinden sich entlang der Hauptverkehrsachsen, wo man – wie der Name schon sagt – einen Tag lang rasten darf. Meistens sind die Rastplätze nur rudimentär mit einem Plumpsklo, Picknick-Tischen und Abfalleimern ausgestattet (gratis gibt es manchmal noch Verkehrslärm dazu). Bis auf ein paar Lastwagen (hier in Australien aufgrund ihrer Länge Road Trains genannt) sind die Strassen nachts jedoch wenig befahren, sodass der Verkehrslärm nicht weiter störend ist. Manchmal sind die Rastplätze sogar etwas von der Strasse zurückversetzt, sodass man eher das Gefühl hat, auf einem Campingplatz statt auf einer Raststätte zu sein. Wir haben das ein oder andere Mal auf solchen Rest Areas übernachtet, um grosse Fahrdistanzen aufzubrechen und fanden es immer super Übernachtungsmöglichkeiten.

Dank der exzellenten Einführung durch WA Expert fühlen wir uns schnell vertraut mit den technischen Gegebenheiten unseres Campers. Gewisse Abläufe werden sich dennoch erst mit der Zeit etablieren und müssen noch optimiert werden. Obwohl wir nicht in der heissen und schwülen (Regen)Zeit unterwegs sind, steigt das Thermometer tagsüber häufig auf über 30°. Wir probieren somit verschiedene Möglichkeiten aus, um die unklimatisierte Wohnkabine irgendwie runterzukühlen. Zum Glück sinken die Temperaturen nachts merklich und häufig geht ein leichtes Lüftchen, dennoch ist es tendenziell eher (zu) warm im Camper. Indem wir nachts die beiden Seitenfenster vollständig geöffnet haben, können wir immerhin ein wenig Durchzug machen (tschüss Privatsphäre).

Zwischenfazit 

Wie bei jeder erneuten Camperübernahme muss man sich auch hier erstmals wieder an den Camper gewöhnen und herausfinden, was wie am besten funktioniert und allenfalls wird etwas nochmals umgeräumt. Einiges scheint uns zwar schon etwas umständlich… Wir werden sehen :-) Da wir eine superausführliche Fahrzeugeinführung bekommen haben, fühlen wir uns auch für 4x4-Routen bestens gewappnet: Wir wurden schrittweise durch das ganze Thema Anpassung des Reifendrucks je nach Strassenbeschaffenheit geführt (Luftdruck reduzieren und mithilfe eines Kompressors den Reifendruck später wieder erhöhen). Zudem konnten wir uns jederzeit bei Fragen oder Problemen bei WA Experts melden (die Antworten kamen wirklich immer unverzüglich!). Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben.

Im Verlauf der Reise haben wir herausgefunden, dass das «Papstmobil» sehr fotogen ist. Da wir selbst lieber hinter als vor der Kamera stehen, musste wohl oder übel das «Papstmobil» das ein oder andere Mal als Modell herhalten. Wir haben extra ein Portfolio mit den besten Shots zusammengestellt ;-)

Zurück
Zurück

#25: Auf ins Abenteuer West-Australien

Weiter
Weiter

#23: Zurück nach Australien