#25: Auf ins Abenteuer West-Australien
Wie viele von euch schon bemerkt haben, sind unsere Blogbeiträge zeitlich ziemlich (oder besser gesagt «je länger, je mehr») verzögert. Bisher ist es uns nicht sonderlich schwergefallen, uns wieder in den Reiseabschnitt vom aktuellen Blogeintrag reinzudenken und «reinzufühlen». Doch dieses Mal fällt es uns irgendwie schwer… Eigentlich ist das Verfassen dieser Texte immer eine super Möglichkeit, um vergangene Erlebnisse nochmals Revue passieren zu lassen. Wir sehen und erleben so Vieles in so kurzer Zeit, dass es oftmals schwierig ist, all die vielen Eindrücke zu verarbeiten.
Vielleicht liegt es dieses Mal daran, dass wir uns in einer total anderen «Welt» befinden. Wir sitzen zwar wieder in einem 4x4-Camper, doch nur schon die Aussicht aus dem Fenster ist eine komplett andere: Vor uns erstreckt sich eine weite Tundra -Ebene, dahinter ragen verschneite Berggipfel empor. In unserem Sichtfeld befinden sich gleich zwei Gletscher! Es herrscht absolute Ruhe und Abgeschiedenheit, die Sonne steht noch immer fast 19 Stunden am Himmel. Seit drei Wochen sind wir nun schon in Alaska, davor sind wir – im wahrsten Sinne des Wortes – in die Unterwasserwelt Französisch-Polynesiens eingetaucht. Und nun müssen wir also gedanklich recht weit zurückgehen. Zurück zum Abenteuer Westaustralien, in welches wir in unserer «Blog-Zeit» gerade erst gestartet sind…
Viele Farbtupfer auf dem Weg zum ersten «Etappenziel»
Im Vergleich zum Südosten Australiens liegen die Sehenswürdigkeiten und Städte in Westaustralien häufig sehr weit auseinander. Es ist nicht aussergewöhnlich, dass man 600 km durch eine immergleiche Landschaft fährt, ohne an einer nennenswerten Ortschaft vorbeizukommen. Ein wenig anders verhielt es sich auf der Strecke zu unserem ersten grösseren Etappenziel, dem Kalbarri National Park. Wir waren fasziniert, wie sich die Landschaft stetig verändert hat. Waren wir soeben noch in der Metropole Perth, wo moderne Hochhäuser in den Himmel ragten, so spazierten wir nur knappe zwei Fahrstunden nördlich auf den schneeweissen Lancelin Dünen umher. Von den höheren Dünen kann man sogar einen Blick auf’s Meer erhaschen. Die aufziehenden dunklen Regenwolken haben einen besonderen Kontrast zum weissen Sand gebildet und so für eine dramatische und fast schon surreale Stimmung gesorgt. In den Dünen kann man gut und gerne ein paar adrenalingeladene Stunden verbringen, indem man auf einem Sandboard die Dünen hinunterflitzt oder in einem Sandbuggy über die Dünen manövriert. Wir haben uns mit einem kurzen Spaziergang begnügt, da wir rechtzeitig bei unserem nächsten Zwischenstopp sein wollten.
Rechtzeitig, um im Nambung National Park die Kalksteinsäulen – die sogenannten Pinnacles – im weichen Spätnachmittagslicht und bei Sonnenuntergang fotografisch einzufangen. Unser Plan ging nur halbwegs auf. Zeitlich waren wir gut dran, doch die dicken Regenwolken, die zwar vorhin noch für einen schönen Kontrast zu den Lancelin Dünen gedient haben, waren jetzt zu dicht, sodass die Sonne untergegangen ist, ohne dass man es gross mitbekommen hat. Der Besuch hat sich jedoch auch ohne spektakulären Sonnenuntergang allemal gelohnt, denn im Nachmittagslicht hat der Sand und das Gestein in kräftigen Gelbtönen geleuchtet. Unabhängig von der Lichtsituation sind die Kalksteinsäulen eindrücklich, ragen sie in diesem Nationalpark doch scheinbar «einfach so» zu Dutzenden aus der Wüste empor (einige erreichen eine stolze Höhe von bis zu 3.5 Metern Höhe). «Einfach so» sind sie natürlich nicht entstanden – es hat Jahrtausende gebraucht, bis aus einem komplizierten Zusammenspiel von Meer, Sand & Wind, aber auch von Muscheln und Pflanzen schliesslich diese Kalksteinsäulen entstanden sind. Erkundet werden können die Pinnacles entweder auf einem kurzem, aber coolen 4x4-Trail oder auch zu Fuss. Uns hat Trail so gut gefallen, dass wir die knapp 4 km lange Strecke gleich zweimal gefahren sind.
Mehr durch Zufall sind wir auf den Lake Thetis gestossen, der sich ganz in der Nähe des Nambung National Parks befindet. Der See an und für sich mag nichts Spezielles sein, doch die darin lebenden Stromatolithen sind es auf jeden Fall. Stromatolithen gehören zu den ältesten bekannten fossilen Lebewesen (ihr Alter wird auf bis zu 3.5 Milliarden Jahre geschätzt). Bei Stromatolithen handelt es sich um Kalkablagerungen von Cyanobakteria-Kolonien (Blaualgen), die in flachen Gewässern entstehen können. Googelt man Stromatolithen, so lautet ein KI-Ergebnis (einfache Erklärung): «Stromatolithen sind wie steinige Kuchen, die von winzigen Lebewesen […] gebacken werden». Zusammen mit unseren Fotos kann man sich mit dieser Beschreibung vielleicht schon ein bisschen ein besseres Bild machen :-)
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Jurien Bay mit seinen schönen weissen Sandstränden führt unser Weg stetig weiter nordwärts, bis wir zu einem weiteren farbigen Highlight gelangen. Von einem etwas erhöhten Aussichtspunkt hat man eine grossartige Aussicht über die Hutt Lagoon (auch Pink Lagoon genannt). Je nach Jahres- und Tageszeit sowie Bewölkungsgrad leuchtet der See in Pink-, Violett- oder Rottönen! Aus der Luft kommen die Farben noch besser zur Geltung – der ideale Zeitpunkt also, um endlich einmal unsere Drohne steigen zu lassen.
Wenig später erreichen wir den Kalbarri National Park und somit unser erstes «grösseres» Etappenziel. Von Perth bis hierhin sind es ca. 580 km – wahrlich kein Katzensprung. Dank den vielen lohnenden Stopps, die es auf dieser Strecke gibt, ist die Fahrt jedoch recht kurzweilig. Wir werden in der nahen Zukunft noch viele hunderte Kilometer abspulen, wo dies nicht der Fall sein wird …
Noch mehr Impressionen zu den bunten Zwischenstopps sind in der Galerie Südliche Coral Coast zu finden.
Unsere ersten beiden Westküsten-Sonnenuntergänge
Der Kalbarri National Park besteht aus einem Küsten- und einen Inlandteil (welche ein rechtes Stück auseinander liegen). In diesem Nationalpark sind wir zum ersten Mal in den Genuss der typischen «Westküsten-Sonnenuntergänge» Australiens gekommen. Doch der «schönste» Aussichtspunkt musste erst einmal gefunden werden – gar nicht so einfach, wenn man die Qual der Wahl hat. Der Küstenteil des Nationalparks ist über einige Stichstrassen zugänglich, die von der Hauptstrasse abzweigen. Diese Stichstrassen bringen einem dann zu schönen Aussichtspunkten, wo es in vielen Fällen noch ein Spazier- oder Wanderweg gibt.
Untertags sind wir also zu den Aussichtspunkten gefahren und haben versucht herauszufinden, welcher wohl die schönsten Sonnenuntergangs-Motive bietet. Natürlich haben wir die Gelegenheit auch genutzt, um vorab schon einmal ein paar Fotos zu schiessen. Da wir ja nicht im vornherein wussten, auf welchen Aussichtspunkt unsere Wahl schlussendlich fallen würde, wollten wir zumindest unter «Tageslicht-Bedingungen» einige Fotos von allen Aussichtspunkten haben und die Gegend ein wenig zu Fuss zu erkunden. Wir staunten nicht schlecht, als wir bereits beim ersten Aussichtspunkt Delfine sichteten! Für uns ist es immer wieder ein Highlight, wenn wir direkt vom Land aus Meerestiere beobachten können.
Der erste Aussichtspunkt Natural Bridge war auch gleich ein heisser Kandidat für den Sonnenuntergang. Die weiss-gelblichen, senkrecht ins Meer fallenden Klippen, die uns an die Great Ocean Road im Süden Australiens erinnern, scheinen vielversprechend zu sein. Doch auch die anderen Aussichtspunkte gefallen uns sehr gut und jeder hat etwas Einzigartiges. Schliesslich entscheiden wir uns für Natural Bridge und Pot Alley. Beide haben noch einen weiteren Aussichtspunkt in kurzer Fahrdistanz, sodass wir kurz vor Sonnenuntergang noch zwei weitere Locations besuchen können. In der Zeit kurz vor/nach Sonnenuntergang (ebenso bei Sonnenaufgang) ist das Licht am schönsten, da es die Umgebung in ein warmes, weiches Licht taucht. Wie viel «gutes Licht» in der Fotografie ausmacht, kann anhand der folgenden Bilder nachvollzogen werden:
Besonders eindrücklich war, dass die Felsen ca. 15 bis 20 Minuten nach Sonnenuntergang nochmals regelrecht zu glühen angefangen haben. Dies liegt am oftmals sehr eisenhaltigen Gestein, welches das (letzte) Licht reflektiert. Uns hat dieses kurze Zeitfenster nach Sonnenuntergang fast besser gefallen als der Zeitpunkt des Sonnenuntergangs selbst.
Von den steilen Klippen zu den tiefen Schluchten des Kalbarri National Parks
Die weitaus bekannteste Steinformation des Kalbarri National Parks ist das Nature’s Window. Blickt man hindurch, so sieht man in die Schlucht hinab, wo sich – je nach Saison – der Murchison River durchschlängelt. Besonders beliebt ist das Nature’s Window zu Sonnenaufgang, denn dann scheint zu gewissen Zeiten im Jahr die Sonne direkt durch das «Steinfenster». Die Leute pilgern in Scharen den etwa 15-minütigen Fussweg zum Nature’s Window, machen kurz ein Foto und laufen auf direktem Weg wieder zurück zum Parkplatz. Das ist wirklich schade, denn wenn man nur ein wenig weiter geht, kommt man an weiteren «Steinfenstern» vorbei, die genauso schön sind. Wir haben von hier aus eine Wanderung durch die Schlucht unternommen, die uns zuerst entlang des Schluchtenrandes, dann hinunter in die Schlucht und schliesslich wieder hinauf zum Nature’s Window geführt hat. In den Schluchten Australiens kann es unerbittlich heiss werden. Warntafeln weisen dich darauf hin, dass du unbedingt frühzeitig starten sollst und in der (heissen) Regenzeit die Temperaturen auf über 50 Grad steigen können. Zum Glück sind wir in der «kühlen» Trockenzeit unterwegs, sodass die Temperaturen weitaus erträglicher sind. Das Thermometer beim Parkplatz mit der Anzeige für die Temperatur am Boden der Schlucht hat an jenem Tag folgendes angezeigt: 18°C um 06:30 Uhr, 25°C um 09:00 Uhr und 33°C um 12:00 Uhr (bei Rückkehr zum Parkplatz). Für unseren Geschmack sind diese Temperaturen bereits mehr als hoch genug! Die abwechslungsreiche Wanderung mit den vielen schönen Ausblicken hat uns die Hitze etwas vergessen lassen (zumindest bis zu dem Punkt, wo der Aufstieg zur Schlucht hinaus begann). Es ist ein erster Vorgeschmack darauf, dass «Wandern» in Australien komplett andere Dimensionen annimmt. Sind wir in Neuseeland noch locker an die 20 km pro Tag mit einem schweren Trekkingrucksack auf mehrheitlich gut ausgebauten Wegen gewandert, so reichen uns hier 4 km mit einem leichten Tagesrucksack, dafür bei (für unsere Verhältnisse immer noch) brütender Hitze auf eher schlecht ausgebauten, oftmals steinigen «Knöchelverstaucher-Wegen» vollends aus. Ein wenig Extra-Gewicht trägt man auf jeder Wanderung automatisch mit: lästige Fliegen, die dich umschwirren, belagern und auf dir «mitreiten» …
Weitere Bilder zum Kalbarri Nationalpark findest du in den beiden Galerien Kalbarri National Park – Küste und Kalbarri National Park – Inland.
Statt zu wandern, widmen wir uns in nächster Zeit deshalb lieber der Küste und der Unterwasserwelt. Wir erkunden die beiden Gebiete «Shark Bay» und «Ningaloo Reef» sowohl auf 4x4-Pisten wie auch auf Boots- und Schnorchelausflügen.