#26: Zauberhafte Shark Bay
Vom eindrücklichen Kalbarri National Park machen wir uns auf den Weg zur Shark Bay (auf Deutsch Hai-Bucht). Man kann schon erahnen, weshalb die Bucht diesen Namen erhalten hat. Genau, weil es hier besonders viele Haie gibt. Angeblich leben hier bis zu 28 verschiedene Haiarten! Dem entsprechend sind hier Badeferien eher ungeeignet (auch wenn es hier nur äusserst selten zu Haiangriffen kommt). Die Strände sind jedoch wunderschön, das Wasser ist angenehm warm. Einer unserer Campingplätze lag direkt an so einem Traum-Strand mit seichtem Wasser. Zu verlockend, um nicht hineinzugehen. Wir haben uns aber nur wenige Meter ins knietiefe Wasser gewagt und uns dort dann einfach hingehockt. Das schien uns eine sichere Variante, zumal das Wasser spiegelglatt war und man eine verdächtige Haiflosse schon von Weitem gesehen hätte (ein «Anschleichen unter Wasser» wäre aufgrund der geringen Wassertiefe gar nicht möglich gewesen).
Fliegenplage!
Bereits am Anfang der Peron-Halbinsel befinden sich zwei Highlight. Zum einen findet man hier in den Hamelin Pools Stromatolithen (jene ältesten fossilen Lebewesen, die wir schon im Lake Thetis bei Cervantes begutachten konnten – mehr dazu in unserem letzten Blogeintrag). Seit ein Zyklon im Jahr 2021 den Boardwalk zerstört hat, sieht man die Stromatolithen leider nur noch sehr schlecht (bis gar nicht). Blöderweise wussten wir das im vorherein nicht. Ein sehr freundlicher Ranger hat uns in grösster Hitze und umgeben von Fliegenschwärmen (die von der besonders lästigen Sorte, die einem in Ohren, Mund und Nase kriechen…) eine äusserst umfangreiche Einführung über Stromatolithen und die Gegend im Allgemeinen gegeben. Am liebsten wären wir bereits nach einer Minute schreiend und wild fuchtelnd wieder zurück in den Camper geflüchtet, doch anständig wie wir sind, haben wir die gutgemeinte Biologie-Lektion mit fest geschlossenen Mündern und unauffälligen fliegen-wegwedelnden Gesten artig ertragen. Auf das Gesagte konnten wir uns gar nicht richtig konzentrieren. Vielmehr faszinierte uns, mit welch stoischer Ruhe der Ranger die Viecher ertragen hat. Ständig hatte er beim Sprechen Fliegen in Mund, Nase, Ohren und Augen. Während wir vom blossen Zuschauen schon fast wahnsinnig geworden sind, hat er lediglich auf die hartnäckigsten Fliegen reagiert. Als wir endlich erlöst wurden, sind wir an den Strand gestürmt… Nur um festzustellen, dass man eigentlich genau gar nichts sieht. Zum Glück haben wir diese spannenden «Urgesteine» am Lake Thetis besichtigen können. Und das erst noch ohne Fliegen!
Weisse Muscheln, soweit das Auge reicht – ein Besuch am Shell Beach
Das zweite Highlight befindet sich nur unweit der Hamelin Pools entfernt (trotz der geringen Distanz gab es hier viel weniger Fliegen): der Shell Beach! Während ein Strand von stattlichen 60 Kilometer Länge an und für sich schon beeindruckend ist, wird das Ganze damit getoppt, dass der Strand komplett aus Muscheln besteht. Anstelle von Sand befinden sich hier Tausende, Millionen, nein: Milliarden von weissen Muschelfragmenten. Die Muschelschicht ist 7 bis 10 Meter tief und besteht aus nur genau einer Muschelsorte, der Fragum Erugatum. Man getraut sich fast nicht, auf diesem prächtigen, filigranen Untergrund zu laufen. Ein Stopp am Shell Beach ist ein absolutes Muss!
Erste 4x4-Erfahrungen im François Peron National Park
Der François Peron National Park umfasst den nördlichen Zipfel der Peron-Halbinsel. Obwohl wir bis hierhin schon etliche Kilometer gefahren sind, war bisher – abgesehen von der kurzen Strecke durch den Nambung National Park – noch nie ein Offroadfahrzeug von Nöten. Wer den François Peron National Park auf eigene Faust entdecken möchte, der braucht zwingend ein Allradfahrzeug mit viel Bodenfreiheit. Wir haben uns bereits bei den Reisevorbereitungen sehr auf diesen Nationalpark gefreut: endlich eine Gelegenheit, um die Geländegängigkeit unseres Campers, viel mehr jedoch unsere eigenen (Fahr)Fähigkeiten, zu testen. Den ersten Schritt haben wir mit Bravour gemeistert: den Reifendruck bei allen Pneus zu reduzieren (zugegeben, aus irgendetwas Luft rauszulassen ist noch keine grosse Kunst). Wir waren allerdings überrascht, wie schnell dies vonstatten ging. In nicht einmal 10 Minuten hatten wir alle vier Pneus auf den gewünschten Reifendruck (18 psi vorne resp. 23 psi hinten) reduziert. Nun kommen wir zum schwierigeren Teil: auf einer sandigen Piste zu fahren, ohne stecken zu bleiben. Der Sand war stellenweise wirklich sehr tief, was für uns mit einem verhältnismässig sehr schweren Allradfahrzeug (wegen der Wohnkabine) das Fahren zu einer echten Herausforderung machte. Die manuelle Gangschaltung hat uns die Fahrt auch nicht gerade erleichtert. In konstantem und geringem Tempo sind wir über die Piste «geschwommen» und haben immer gehofft, dass uns niemand entgegenkommt, da ein Ausweichen, Anhalten und erneutes Anfahren eine noch viel grössere Herausforderung gewesen wäre. Mit Ach und Krach haben wir es so zu unserem Campingplatz geschafft (wir haben extra den nächstgelegenen gewählt). Phu, geschafft! Entspannt war es nicht. Besonders auf dem letzten Kilometer konnten wir die Geschwindigkeit gerade noch so halten, um den Motor vor dem Abwürgen zu bewahren.
Der wunderschöne Campingplatz in den Dünen nur wenige Meter vom Meer entfernt hat uns für die nervenaufreibende Fahrt mehr als entschädigt. Blöderweise wollten wir aber nicht einfach nur zum erstbesten Campingplatz und wieder zurück, sondern noch weiter raus bis hin zum Cape Peron und dem Skipjack Point fahren. Also ging am nächsten Morgen das «rumeiern» auf der Sandpiste wieder von vorne los. Glücklicherweise ist der Sand morgens viel kühler und kompakter, was die Fahrt vereinfacht hat. Von verschiedenen Aussichtspunkten haben wir die fantastische Aussicht genossen: rotes Gestein, gelber Sand, blaues Wasser, ebenso blauer Himmel. Die vielen kräftigen Farben und Kontraste sind spektakulär. Sogar Haie und Rochen konnten wir direkt vom Festland aus beobachten. So verging die Zeit wie im Flug und natürlich war es längst wieder Nachmittag (wärmerer und schwieriger zu befahrenden Sand…), bis wir uns auf den Rückweg machten. Lange Zeit eierten wir langsam, doch erfolgreich über die Sandpiste. Wir ahnten schon lange, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis es knapp nicht mehr reicht und wir irgendwo steckenbleiben würden…
Schliesslich war es dann so weit: Wir kamen weder vorwärts noch rückwärts aus der Sandkuhle raus und haben uns bereits schön eingegraben. Da wir leicht hinter einer Kurve versteckt waren, hat Michelle als Erstes den Verkehr im Auge behalten, während Basil angefangen hat zu schaufeln und den Reifendruck um weitere 5 psi zu reduzieren. Es dauerte keine 10 Minuten, da kam das erste Fahrzeug vorbei, welches auch gleich angehalten hat. Der freundliche Aussie mit seinem Kind ist uns gleich mit Rat und Tat zur Seite gestanden und meinte, dass wir den Reifendruck noch etwas mehr verringern sollen. Mit dem neuen Reifendruck von nur noch knappe 10 psi und langsamen Rückwärtsfahren sind wir problemlos wieder freigekommen. Wir waren unglaublich dankbar für seine Einschätzung, da es uns nicht nur an Erfahrung in solchen Situationen fehlte, sondern wir auch jedes Risiko vermeiden wollten, um irgendeinen Schaden an einem Mietfahrzeug zu verursachen. Kurze Zeit später sind unsere beiden Retter und wir dann wieder losgefahren.
Heilfroh, dass wir es mit lediglich einem einzigen kurzen Aufsetzer wieder zurück auf «sicheren Boden» geschafft haben, war dann auch der letzte Schritt keine grosse Hexerei mehr: Mittels mitgegebenen Kompressors werden die Pneus wieder auf ihren ursprünglichen Reifendruck aufgepumpt, danach kann die Fahrt auch schon weitergehen. Wieder auf Asphalt kommen wir nach einer kurzen Fahrt in Monkey Mia an, wo wir bereits kurz nach Ankunft die ersten Delfine sichten…
Impressionen zur Shark Bay findest du in diesen beiden Bildergalerien: Shark Bay sowie Shark Bay – Luftaufnahmen.