#27: Die berühmten Delfine von Monkey Mia
Der Ort Monkey Mia (nicht viel mehr als ein grosser Campingplatz mit guter Infrastruktur) ist seit Jahrzehnten dafür bekannt, dass sich Delfine (Grosse Tümmler) in der Bucht aufhalten. Während früher die Tiere noch angefasst und gestreichelt werden durften, gibt es heutzutage strikte Verhaltensregeln. Allmorgendlich schwimmen einige Delfine bis fast an den Strand, etwa zeitgleich strömen dutzende Leute an denselben Strandabschnitt (bei unserem Besuch waren es wohl an die 200), um die Delfine aus nächster Nähe zu erleben. Überwacht und geleitet wird das Spektakel vom Parks and Wildlife Service.
Wir wussten aus Berichten und Erzählungen, dass die Delfinfütterung zu einer der touristischsten Aktivitäten in ganz Westaustralien gehört und haben lange hin und her überlegt, ob wir hingehen sollen. Im Nachhinein sind wir sehr froh, dass wir es getan haben. Es war sehr eindrücklich, die immer freundlich dreinschauenden Delfine einmal aus nächster Nähe bestaunen zu können. So touristisch die Aktion auch sein mag, die vielen Mit-Staunenden haben uns kaum gestört und auch die Delfine schienen über die vielen Menschen überhaupt nicht irritiert gewesen zu sein.
Ablauf der «Delfinfütterung»
Ab ca. 07:30 Uhr kommen die Besucher/innen (wie wir) an den Strand und warten hinter einer Absperrung auf die Mitarbeitenden des Parks and Wildlife Service und ihre Helfer/innen. Es folgt eine Instruktion und wenn die ersten Delfine auftauchen, geht man gemeinsam ans Wasser und bildet eine lange gerade Linie (jede/r steht schlussendlich ca. einen Meter vom Ufer entfernt im wadentiefen Wasser). Die Füsse sollte man möglichst nicht bewegen, den restlichen Körper darf man wiederum bewegen (z.B. ein wenig in die Knie gehen oder sich vorbeugen – einfach keine weiteren Schritte ins Wasser hinein machen). Es darf keine Interaktion mit den Delfinen stattfinden (auch wenn ein Delfin ganz nah zu dir rankommen sollte oder deine Beine sogar berührt, darfst du ihn nicht anfassen).
Es sind immer etwa die gleichen Tiere, die mehr oder weniger permanent in der Bucht von Monkey Mia leben. Pro Vormittag finden maximal 3 Fütterungen (von drei Delfinen auf’s Mal) statt, ab 12 Uhr wird strikt nicht mehr gefüttert. Es ist genau vorbestimmt, welche Delfine Fisch erhalten (beschränkt auf immer dieselben 5 Weibchen). Nur weil ein Delfin angeschwommen kommt, heisst es folglich nicht, dass er automatisch gefüttert wird – er kann auch leer ausgehen. Die Menge an Fisch ist sehr gering, sie macht nicht mal 1/10 des Tagesbedarfs aus – die Delfine werden somit nur mit einem kleinen Happen versorgt, den restlichen Tagesbedarf müssen sie sich selbst fangen. Die Fische werden ausnahmslos den Mitarbeitenden des Parks and Wildlife Service und ihren Helfer/innen verfüttert, die Besucher/innen sind lediglich Zuschauer/innen. Ob ein Delfin vorbeischaut, wie lange er bleibt und ob er am gleichen Morgen nochmals zurückkommt, ist völlig dem Tier überlassen. Die Tiere werden nicht in ein Becken oder einen abgesperrten Bereich «getrieben» – die Tiere kommen vom Meer und können jederzeit wieder dorthin zurück. Um den Fisch zu bekommen, müssen sie auch keine Kunststücke oder ähnliches vollführen (es ist keine Show à la SeaLife). Ist der Eimer mit den Fischen leer, so wird er mit einem Gutsch Meerwasser ausgespült – ein Zeichen für die Delfine, dass es momentan nichts mehr zu holen gibt.
Als wir dort waren, sind sie nach diesem Ritual relativ schnell wieder abgezogen (nach insgesamt ca. 15-20 Minuten). Nach etwa einer Stunde sind sie jedoch wieder gekommen, dann hat sich das Prozedere wiederholt. Je nachdem gibt es noch eine dritte Fütterung, sofern die Delfine nochmals vor 12 Uhr (Mittag) kommen. Wir Menschen dürfen ebenfalls mehrmals (gratis) daran teilnehmen. Wie bereits erwähnt, hat uns der grosse Menschenandrang nicht sonderlich gestört. Schlussendlich steht man in einer Reihe am Strand und sieht vor sich die Delfine. Ob links und rechts jeweils nur eine Person neben dir steht oder noch weitere 199, spielt eigentlich keine Rolle. Wir fanden es ein einmaliges Erlebnis und haben gleichzeitig viel über die intelligenten und sozialen Meeressäuger gelernt!
Übrigens: Falls die Delfine zu einer anderen Tageszeit an den Strand kommen und man sich zufällig im Wasser aufhalten sollte, wird man gebeten, das Wasser zu verlassen und nicht mit den Delfinen zu interagieren.
Nicht schlecht haben wir gestaunt, als wir in Monkey Mia ein Fahrzeug mit dem Logo der Universität Zürich entdeckt haben. Uns ist dann wieder eingefallen, dass wir schon mal eine Dokumentation gesehen haben und dort die Rede davon war, dass die Universität Zürich eine der führenden Institutionen im Bereich der Delfinforschung ist. Forscherteams arbeiten schon seit Jahrzehnten in zwei Forschungsstation in der Shark Bay.
Weltgrösstes Seegrasvorkommen
Auf einer Bootstour haben wir erfahren, dass es in der Shark Bay das weltgrösste Seegrasvorkommen gibt. Seegras wiederum lockt Dugongs («Seekühe») an, die sich von Seegras ernähren. Tatsächlich haben wir auf der Tour auch eine Dugong-Kuh mit ihrem Kalb beobachten können. Viel zu Gesicht bekommt man von den scheuen rosa Kolossen allerdings nicht: Beim Luftholen sieht man jeweils einen Teil der Rückenpartie und vielleicht kann man noch einen Blick auf die Schwanzflosse erhaschen. Spannender als die Sichtung der Dugongs selbst ist ihr Futter, das Seegras. Seegras bedecke zwar nur etwa 0.2 % des Meeresbodens, trage aber dennoch erheblich zur Bindung von Kohlenstoff bei. Schätzungen zufolge speichere es bis zu 10 % des im Meer vorkommenden Kohlenstoffs. Ein Hektar Seegras könne dabei jährlich bis zu 15 Mal mehr Kohlendioxid (CO₂) binden als eine vergleichbare Fläche im Amazonas-Regenwald. Zudem erfolge die Kohlenstoffbindung bei Seegras bis zu 35 Mal schneller als in tropischen Regenwäldern. Seegras nimmt dabei gelösten Kohlenstoff aus dem Wasser auf, um durch Photosynthese Sauerstoff zu produzieren. Im Kampf gegen den Klimawandel ist das ein wahres Wundermittel.
Während wir die beiden Dugongs nur aus der Ferne beobachten konnten, zeigten sich die Delfine weit weniger scheu. Sie begleiteten unser Boot und schwammen vorne in der Bugwelle mit. Schildkröten und Pelikane konnten wir nicht nur auf der Bootstour, sondern auch direkt vom Schiffsteg aus beobachten: Frühmorgens im schönsten Sonnenlicht ist – noch vor der Delfinfütterung – eine wunderschöne Unechte Karettschildkröte direkt unter dem Steg durchgeschwommen und scheint das erste Tageslicht genauso genossen zu haben wie wir.
Mit vielen neuen Eindrücken von schneeweissen Muschelstränden, Campingplätzen direkt am Strand, unserem 4x4-Abenteuer auf den sandigen Pisten des François Peron National Parks (mehr dazu kannst du in unserem letzten Blogeintrag #26: Zauberhafte Shark Bay nachlesen) und den vielen tierischen Begegnungen umgeben von atemberaubender Natur nehmen wir Abschied von der Shark Bay. Unser nächstes Ziel ist das Ningaloo Reef bei Exmouth. Hier erwartet uns ein ganz besonderes HAI-light…
Impressionen zur Shark Bay findest du in diesen beiden Bildergalerien: Shark Bay sowie Shark Bay – Luftaufnahmen.